Pflanzlich oder tierisch: ganz schön fett

Es gibt sie in vielen verschiedenen Sorten: als pflanzliche Speiseöle wie Oliven- oder Kürbiskernöl, oder als tierisches Speisefett. Doch egal, ob Privathaushalt oder Gastronomiebetrieb, eine Sache ist fix – eine Küche ohne Öl, ist keine Küche. Kein Wunder also, dass es allein in Tirol, Niederösterreich und Oberösterreich rund 2.850 Tonnen Altspeiseöl und -fett pro Jahr gibt, größtenteils aus Privathaushalten. Oder anders gesagt: das Gewicht von fast neun Railjet-Zügen.

Aus der Küche zur Aufbereitungsanlage

Um dem Altöl Herr zu werden, wurden zahlreiche Mehrweg-Sammeleimer für Haushalte und Gastronomie ins Leben gerufen. Sie hören auf die Namen „Öli“, „Wöli“, „Nöli“ oder „Fetty“ – je nach Bundesland bzw. Region. Der Sammelbehälter steht zuerst brav in der Küche und wartet auf seine Befüllung. Ist er voll, wird er von den ÖsterreicherInnen einfach zur nächsten Sammelstelle, zum Beispiel auf Recyclinghöfe oder Entsorgungsbetriebe, gebracht und kostenlos gegen einen leeren Behälter getauscht.

Von den Sammelstellen werden die „Ölis“ & Co. zum Beispiel per „Öli“-Express LKWs abgeholt und zu Aufbereitungsanlagen in Österreich gebracht.

Auf 40 Grad erhitzt

Da besonders im Winter das Fett gerne einmal stockt, kommen die Sammelbehälter zuerst einmal in die Wärmekammer. Dort werden sie auf mindestens 40 Grad erhitzt, um das darin befindliche Fett wieder flüssig zu machen. So kann es einfacher aus dem Behälter herausgeschüttet werden.

Entleert und kontrolliert

Danach werden die Kübel händisch entleert und das Altöl auf Verunreinigungen kontrolliert. Dabei kommt das Öl durch einen Gitterrost, welcher grobe Verunreinigungen wie zum Beispiel Essensreste oder Wischtücher zurückhält.

Übrigens: Die leeren Behälter kommen in eine Reinigungsmaschine, werden sortiert und für die Auslieferung wieder verpackt.

Gereinigt und aufbereitet

Währenddessen wird das Altöl weiter verarbeitet: in zwei beheizten Tanks (bei 60 Grad Celcius, damit das Öl auch immer flüssig bleibt) kann das Öl einmal ruhen. Dadurch können sich Schmutzstoffe und Wasser am Boden absetzen, das sind ca. 8 Prozent der Masse, die zur Biogasproduktion weiterverwendet werden.

Das gereinigte Öl hingegen wird über einen Filter gefiltert und schon kann es für die Biodieselproduktion weiterverwendet werden.

Biodiesel und Wärme

90 Prozent des gewonnen „Neu-Öls“ kommen auf den Markt und werden an die Biodieselindustrie zur Herstellung von Biodiesel und als Beimischung zum fossilen Diesel verkauft. Durch die „Ölis“ werden zum Beispiel die Welser Stadtbusse mit Biodiesel aus altem Speisefett betrieben. Die restlichen zehn Prozent werden wieder für die Wärme der „Öli“-Behälterreinigung genutzt.

​Übrigens:

Mit über einer Million „Ölis“ ist der Sammelbehälter aber nicht nur in Österreich sehr beliebt, sondern auch in Italien, Deutschland (Bayern) und auf Malta im Einsatz. Das „Öli“-System gibt’s in Salzburg sowie in Tirol, in Wien als „Wöli“, in der Steiermark und Burgenland unter dem Namen „Fetty“ und in Niederösterreich als „Nöli“.

Fun Fact

Der Inhalt eines vollen „Öli“-Eimers liefert genug Energie, um eine 60 Watt Glühbirne eine Woche lang zum Leuchten zu bringen.