Hat ein Wasserkocher einmal ausgedient und lässt sich nicht mehr reparieren, würde man eher nicht darauf schließen, dass durch dessen Teile wieder einmal Wasser fließen kann, z.B. in Form einer Fußbodenheizung. Was unmöglich klingt, macht eine EU-weit einzigartige und revolutionäre Anlage in Oberösterreich möglich.
Werden Haushalts- und Elektrogeräte wie Wasserkocher, Fernseher oder Mikrowellen entsorgt, gelangen sie genauso wie Autos in der Regel in eine der sechs Groß-Shredderanlagen Österreichs (Stand 2024). Dort werden sie zerkleinert und sortiert. Anschließend erfolgt der Transport nach Enns in Oberösterreich, wo die Bernegger GmbH seit 2006 eine Aufbereitungsanlage betreibt. Diese Anlage dient der mechanischen Trennung gemischter Abfälle wie Kunststoffe, Leichtstoffe und Metalle.
In der sogenannten „Shredderrückstandsaufbereitungsanlage“ werden die Kunststoffe, Leichtstoffe und Metalle sortiert. Dafür werden die Abfälle zerkleinert und mittels unterschiedlicher Trennverfahren in 21 Stoffe aufgeteilt. Dazu zählen Kunststoffe, Flusen und verschiedene Metallfraktionen. 20 Materialien davon können weiter verwertet werden.
Was passiert mit dem Rest?
Bisher konnten die übriggebliebenen Materialien noch nicht zur Gänze verwertet werden und wurden meist verbrannt oder deponiert. Die Bernegger GmbH hat dazu ein Verfahren entwickelt, das den verbleibenden Anteil auf ein Minimum reduziert – beeindruckende 99 % der Materialien können dadurch recycelt werden.
Um künftig die nicht verwertbaren Materialien recyceln zu können, hat die Bernegger GmbH ein weltweit einzigartiges Verfahren entwickelt: die Thermische Metallgewinnung. Bei diesem pyrometallurgischen Verfahren werden die Reste der Shredderaufbereitungsanlage in einem Schmelzofen geschmolzen. Durch die unterschiedlichen Dichten von Schlacke und Metallen lässt sich die Schmelze sortenrein trennen. Dadurch können feinste Metalle wie Kupfer oder Zink aus den Abfällen der Shredderanlage rückgewonnen werden. In Barren gegossen werden die reinen Metalle wieder in den Kreislauf rückgeführt. Zusätzlich entsteht bei diesem Prozess hochwertiges, CO2-freies Bindemittel, aus dem Beton hergestellt werden kann.
Die in den Rückständen enthaltene Energie wird nicht nur für den Prozess selbst verwendet, sondern deckt auch den Strom- und Wärmebedarf von rund 15.000 Haushalten.
Die rückgewonnenen Metalle können in den nächsten Schritten zu Heizungsrohren verarbeitet werden, die direkt mit der erzeugten Wärme oder dem gewonnenen Strom betrieben werden. Auch der aus dem entstandenen Bindemittel hergestellte Beton kann direkt verarbeitet werden.
So entsteht aus einem Wasserkocher eine funktionstüchtige Fußbodenheizung.
Status: Februar 2025
Bernegger bewegt nachhaltig, seit mehr als 75 Jahren. Als Familienunternehmen in Molln (OÖ) gegründet, ist Bernegger in den Bereichen Rohstoff, Bau und Umwelt tätig. An 20 Standorten mit rund 1.000 Mitarbeiter:innen werden heute durch Handschlagqualität, Mut und viele starke Hände innovative Projekte umgesetzt, welche sogar mit nationalen und internationalen Nachhaltigkeitspreisen ausgezeichnet wurden. Vor allem im Bereich Recycling und Abfallwirtschaft leistet Bernegger einen wichtigen Beitrag zu einer intakten Umwelt. Die Einhaltung hoher Umweltschutzstandards liegt den Mitarbeiter:innen dabei ganz besonders am Herzen.
Im oberösterreichischen Ennshafen wurde in den vergangenen Jahren stark in die Recyclingwirtschaft investiert. Große Anlagen revolutionieren die österreichische Recyclinglandschaft und tragen maßgeblich dazu bei, die Recyclingziele in Österreich und Europa zu erreichen. Das Handeln steht dabei ganz im Zeichen der Kreislaufwirtschaft, welches bei Bernegger nicht erst eingeführt, sondern seit Langem gelebt wird.
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